Peter Frei führt mit seinem Bruder Christian seit fast 50 Jahren das Architekturbüro Frei Architekten in Aarau. Beide haben mit einem Jahr Abstand das Diplom an der ETH in Zürich gemacht. Bereits ihr Vater war Architekt und die beiden Brüder sind von klein auf damit aufgewachsen – alles, was mit Bauen zu tun hatte, löste bei ihnen helle Begeisterung aus. Am Studium gefiel Peter Frei besonders die Beschäftigung mit Fragen rund um das Verständnis von Raum und der Konzeption von Städten, sowie die Ideen auf Papier bringen zu können. Inspiriert wurde er von der Tessiner Architektur, beispielsweise von Luigi Stozzi bis hin zu Mario Botta und der historischen Dimension von Architektur, also der Permanenz einer Stadt. Für ihn ist es heute selbstverständlich, dass er immer genau beobachtet, welche neue Ansätze in der Architektur umgesetzt werden. Sein Bruder und ihn interessieren dabei stets der Kontext sowie konzeptionelle und strukturelle Fragestellungen. Als «Gleichgesinnte» könnten hierbei Diener & Diener, John Caminada oder E2A Architekten aufgeführt werden, denn auch sie interessieren sich nicht für «postmoderne Spielereien», bei welchem beispielsweise ein Mehrfamilienhaus mit 50 Einheiten jeweils 50 verschiedene Grundrisse aufweist. Frei Architekten hat zahlreiche Projekte in Aarau und in der Umgebung realisiert. So haben sie zum Beispiel in der Nähe des Bahnhofs, wo auch ihr Büro liegt, ein Gebäud realisiert, das einer langen schwarzen «Banane» gleicht und eine Klinkerfassade aufweist. Zudem haben sie von der Stadt Aarau auch schon den Baupreis erhalten. 

Mit der hiesigen Stadtbildkommission arbeiten sie auf Augenhöhe und dialogisch, was immer zu für beide Parteien stimmigen Ergebnissen führt. Waren sie vielleicht früher mal die Lokalmatadoren, so sehen sie sich heute selbst eher als Alte Garde und jüngere Büros, wie Schneider & Schneider stehen im Blitzlicht. Ein weiteres spannendes Bauprojekt durften sie in Muri realisieren. Peter Frei befand sich in der Jury für den Standortwettbewerb des LUWA Areals, das einer Lüftungsfirma gehörte und worauf sich industrielle Produktionshallen befanden. Aus dem Wettbewerb resultierte ein prototypisches Projekt, das nicht realisiert werden konnte. Im Anschluss darauf erhielt er von Feldmann Immobilien ein Direktmandat zur Neugestaltung des ehemaligen Industrieareals. In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche Industrieareale umfunktioniert worden, dies weil Betriebe eingegangen sind oder aber die Produktion ins Ausland verlegt wurde. Das Wachstum der Städte und Dörfer hat zudem zur Umnutzung ehemaliger Industriezonen geführt. Frei sieht in diesen Neugestaltungen grosse Herausforderungen, da vielfach Wohnsiedlungen entstehen, die jedoch keine gemischte Nutzung mit Gewerbe und Dienstleistungen vorsehen, was wiederum zu «toten, unnatürlichen» Orten beiträgt. 

Wohnen und Arbeiten sollten laut Meinung des Architekten näher beieinander liegen. Gemischte Nutzungen würden zu einer Belebung der neu geschaffenen Quartiere beitragen. Es obliegt nicht nur der Architekturbranche Vorschläge für lebendige Städte oder Quartiere zu erarbeiten, es liegt an jeder und edem sich hierzu Gedanken zu machen und sich auch proaktiv einzubringen. Für Frei könnte ein Ansatzpunkt sein, Wohnateliers oder handwerkliche Fläche zu einem attraktiven Mietzins anzubieten, um hierdurch eine Vielfalt der genutzten Flächen zu fördern. Eine weitere Herausforderung ist die steigende Anzahl benötigter Quadratmeter pro Person bzw. auch die zunehmende Diversifizierung unserer Gesellschaft mit gänzlich unterschiedlichen Lebensformen, in welcher möglichst jede:r, auch wenn in einer Partnerschaft lebend, eine eigene Wohnung für sich beansprucht. Bereits im Mittelalter wurde laut Peter Frei ein verdichtetes Wohnen gelebt, was jedoch im Vergleich zu heute jedoch eben stets gemischt war. Heutzutage besteht aus seiner Sicht zu dieser Thematik ein grosser Handlungsbedarf, der sehr komplex ist, aber für eine Lebendigkeit von Quartieren und Orten unabdingbar ist. Wie in allen Bereichen, so bleibt auch die Architektur von Hypes nicht verschont. 

Derzeit gibt es weltweit ein Eifern nach Hochhausbauten in Holz und auch Frei Architekten erhalten von Bauherren diesbezüglich immer wieder Anfragen. Doch bei solchen Bauvorhaben macht sich schnell ein Schock in der Komplexität breit, denn es handelt sich um einen enormen technischen Aufwand, der auch unter CO2 Gesichtspunkten nicht immer nachvollziehbar ist. Frei Architekten richten ihren Blick ganz ihrer Mission entsprechend anderen, pragmatischen Fragestellungen zu und erörtern beispielsweise im Sinne eines ökologischen Ansatzes, wie man Betondecken dünner gestalten kann. Derzeit sind sie an einem Projekt, das eine Dicke von lediglich 22 cm zu herkömmlicherweise 28 cm vorsieht und dies schlicht durch eine geänderte Anordnung der Zulufleitungen, welche üblicherweise für die gängige Dicke der Betondecke verantwortlich sind.